Vergleich zwischen Befürwortern und Gegnern des Wiederaufbaus der

Ulrichskirche

 

 

Gründe der Befürworter des Wiederaufbaus der Ulrichskirche – original entnommen von den Internetseiten des Kuratoriums

Argumente der Gegner des NEUBAUs

Ein Stück Wiedergutmachung für die Zerstörung von acht Magdeburger Kirchen durch zwei totalitäre Regime

 

Der Frevel aus Piecks/Ulbrichts Zeiten lässt sich ebenso nicht durch einen weiteren gewaltigen Eingriff in das Stadtbild wiedergutmachen, wie es ein Unrecht durch ein anderes Unrecht nicht vermag (Wiederaufbau der Kirche über die Köpfe der Magdeburger hinweg).

Für das Gedenken reichen, unserer Meinung nach, die Modelle der Magdeburger Gesellschaft.

Martin Luther besuchte als Schüler Gottesdienste in der Ulrichskirche

 

Ulrichskirchenpfarrer von Amsdorf gründete die erste protestantische Stadtschule Europas

 

Tauf-, Gemeinde- und Heiratskirche Ottos von Guericke, des größten Sohnes der Stadt Magdeburg

Diese wiedererrichtete Kirche wird keinerlei ideellen Wert haben, denn sie wird ein NEUBAU sein, ein Abbild, eine Kopie, in der Luther nie war, Guericke nie getauft wurde oder geheiratet hat und es werden auch nicht jene Gemäuer sein, in denen Amsdorf einst wandelte u.s.w. – Will man den späteren Besuchern der Kirche erzählen, dass darin Luther gebetet hätte oder Guericke getauft worden sei? – dies wäre eine Lüge!!!

Schlüsselbauwerk der Weltgeschichte 

 

bzw.

 

Ulrichskirche war ein welthistorisches Gebäude

 

(Verbreitung des Protestantismus, Magdeburger Centurien)

1.) Hier stellt sich die Frage: Kann ein Gebäude überhaupt eine welthistorische Rolle innehaben? Personen (Columbus, Marx, Hitler, Edison, Gorbatschow, Bill Gates) – Ja / Ereignisse (die Weltkriege, die Spanische Grippe 1918-20, Erfindung des Rades, der Dampfmaschine, des Computers, die Atombombenabwürfe) – Ja / Gebäude – Nein! Selbst das Weiße Haus in Washington D. C. nicht – dort wurden zwar von Personen der Weltgeschichte historische Entscheidungen getroffen, nicht aber von dem Gebäude. Gäbe es das W. H. nicht, hätte man diese Entscheidungen anderswo getroffen. Anders bei den Personen und Ereignissen …

2.) s. o.: In dem angestrebten Neubau wurden die Centurien nicht verfasst …

Otto von Guericke holte den bedeutendsten Orgelbaumeister der Barockzeit Arp Schnitger aus Hamburg

 

Barocke Schnitgerorgel ist - wie auch 1999 in Göteborg/Schweden geschehen - 1:1 rekonstruierbar

 

Telemannstadt Magdeburg kann mit rekonstruierter Schnitger-Orgel zum internationalen Orgel-Mekka werden

Eine Kirche soll wegen einer Orgel wiedererrichtet werden?

Magdeburg ein „Orgel-Mekka“  …???

 

Nach Mekka pilgern Millionen, aber nach Magdeburg – wegen Orgelmusik …???

 

Wir haben auch noch nichts davon gehört, dass Göteborg zum „Orgel-Mekka“ geworden wäre – alles rein hypothetisch und hochgradig spekulativ.

Realisierung der Vision des berühmten Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné von einer Ulrichskirche im Grünen

 

Ulrichplatz bleibt auch nach der Rekonstruktion der Kirche ein großzügiger, grüner Stadtplatz

Will sagen: Man beseitigt erst das schön gestaltete Grün mit all seinen Bäumen und errichtet dann eine Kirche darauf. Das Grün, das dann noch bleibt, soll dann der „großzügige, grüne Stadtplatz“ sein, von dem Lenné geträumt hat (???) – mit Verlaub: Das wagen wir zu bezweifeln.

Die Aufenthaltsqualität auf dem riesigen, zugigen Ulrichplatz würde sich verbessern.

Dieses Argument (u. v. a. m.) zeigt, wie händeringend die Kirchenbefürworter nach Argumenten suchen, um den Neubau zu rechtfertigen. Wenn wir dieses Argument richtig verstehen, zieht es nicht mehr am ALEX, wenn die Kirche steht.

Zweitälteste Pfarrkirche Magdeburgs nach der Johanniskirche

Die älteste Pfarrkirche (die Johanniskirche) wurde bereits wiederhergestellt. Warum also dann die zweitälteste wieder aufbauen?

Von vielen Zeitzeugen als schönste Pfarrkirche Magdeburgs bezeichnet

Wir sind sicher, dass sich auch Zeitzeugen finden, die eine andere Kirche als „die schönste Pfarrkirche“ erachteten.

Schaffung eines überregionalen Tourismusmagneten, der Touristen weltweit anlockt und Geld einbringt

Das ist einmal mehr hochgradig hypothetisch und reine Spekulation! Alle nach ca. 1950 Geborenen kennen diese Kirche überhaupt nicht. Ganz davon zu schweigen, wie es im Ausland aussehen würde. Ein Vergleich mit der Dresdner Frauenkirche ist hier übrigens völlig verfehlt. Diese war ein international bekanntes Objekt, ein Symbol, im Gegensatz zur Ulrichskirche. (Es gibt übrigens Ulrichskirchen lt. Wikipedia 30 Stück!)

Chance auf Etablierung einer modernen City-Kirche als ein Haus für uns alle

Stehen nicht alle Kirchen jedem offen?

Was man unter dem Prädikat „moderne City-Kirche“ versteht und vor allem, welche spektakulären Neuheiten sich damit verbinden sollen, erschließt sich uns selbst nach dem Lesen aller Internet- und Flyer-Seiten bisher nicht.

Veranstaltungen? Dafür gibt es bereits andere Einrichtungen, die von der Stadt finanziert werden. Museum? Haben wir schon – ebenfalls von der Stadt finanziert. Was wird aus diesen Einrichtungen, wenn die Ulrichskirche alles abdeckt?

Wir wollen hier nur am Rande erwähnen, dass eine Kirche für den Glauben steht und eine Gemeinde beherbergen sollte. 2008 traten in Deutschland fast 300.000 Kirchenmitglieder aus (nach den Missbrauchsfällen 2010 werden es mit Sicherheit nicht weniger geworden sein). Gemeinden werden geschlossen oder zusammengelegt. Hat die neue Ulrichskirche eine Gemeinde: Welche anderen Gemeinden müssen dann schließen oder zusammengelegt werden? Hat sie keine: Was macht dann die Kirche für einen Sinn?

Komplettierung der berühmten Magdeburger Kernaltstadtsilhouette mit ihren typischen Doppeltürmen

 

Schaffung eines einzigartigen Ensembles aus gotischer, neoklassizistischer und moderner Architektur

 

Städtebaulicher Gewinn für das innerstädtische Leben, für das Stadtgepräge und für die Stadtstruktur

Die Frage ist: Wollen die Bürger Magdeburgs diese „Komplettierung“ – finden sie das sinnvoll und/oder attraktiv?

 

Auch unter den Architekten ist der Wiederaufbau umstritten. Wir finden: Auch eine gepflegte Grünanlage/Parkanlage ist ein städtebaulicher Gewinn.

 

Aber auch hier mag wohl die Wahrheit im Auge des Betrachters liegen und darüber sollten dann in einem Volksentscheid die Magdeburger selbst befinden.

Dass man sich noch heute in der Rekonstruktionsdebatte auf Georg Dehios Satz «konservieren, nicht restaurieren» aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts beruft, zeigt einen eigentümlichen Mangel an geschichtlicher Reflexion an.

Es gibt Architekten in Magdeburg, die diesen Wiederaufbau als sinnlos ansehen, weil diese Kirche von ihrer Architektur her nicht mehr an diese Stelle passt. Weil sie anderer Meinung sind als die Ulrichskirchen-Befürworter, wirft man ihnen „einen eigentümlichen Mangel an geschichtlicher Reflexion“ vor – mehr von oben herab geht es nicht!

Kirche kann auf alten Fundamenten rekonstruiert werden, städtebauliche Voraussetzungen sind hervorragend

Woher weiß man dies so genau? Die Reste des Fundamentes sind seit über 50 Jahren in der Erde?

Ein weiteres Argument des Kuratoriums ist:

Die Kirche wird allein aus Spendengeldern finanziert werden. (Es kostet die Stadt nichts.)

 

Die geschätzte Bausumme von 25-30 Millionen Euro erscheint im Vergleich mit anderen Projekten (z.B. ca. 180 Millionen Euro für die Dresdner Frauenkirche, 552 Millionen für das Berliner Stadtschloss) geradezu niedrig.

Genau diese Tatsache, dass die Kirche „nur“ 25-30 Millionen Euro kosten soll, macht uns stutzig:

Was ist, wenn – wie bei nahezu allen großen Bauvorhaben (Stadion des FCM, Bördelandhalle, Stuttgarter Hauptbahnhof, Dresdner Frauenkirche …) und deshalb in diesem Falle sehr wahrscheinlich zu erwarten – das Geld nicht ausreicht? Wer übernimmt die fehlenden 10, 20 oder 30 Millionen Euro?

Wer kommt (auch in den nächsten Jahrzehnten) für die Betriebskosten auf? Eintrittsgelder – Urnenbestattungen – spekulative Investitionen in Windenergie – eine Stiftung … ???

Das wird bei weitem nach einigen Jahren nicht ausreichen – der Erhalt einer Kirche ist sehr teuer.

 

Bleibt am Ende also doch wieder nur der Steuerzahler Magdeburgs, der zur Kasse gebeten wird.

 

Ganz davon abgesehen, wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass übrigens auch Spenden steuerlich abgesetzt und somit ebenfalls schon eine Belastung für die Stadt / den Staat darstellen.

Die Ulrichskirche an der heutigen Ernst-Reuter-Allee überstand den Zweiten Weltkrieg mit nur geringer Beschädigung. Der Beschädigungsgrad der Türme wurde mit nur 3% angegeben. Mit geringem Aufwand hätte sie wiederhergestellt werden können.

Das die Sprengung der Kirche Unrecht war, steht außer Frage. Um jedoch das Unrecht noch größer darzustellen, damit auch dieser Aspekt als Wiederaufbaugrund herhalten kann, wird an dieser Stelle doch – milde gesagt – stark untertrieben. Fotos zeigen und Berichte belegen ganz deutlich, dass die Ulrichskirche stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Westfassade mit den charakteristischen Doppeltürmen war zwar komplett erhalten geblieben, von dem dreischiffigen Kirchenschiff standen jedoch nur noch die Außenwände und die gotischen Pfeiler. Teile des Daches und das Gewölbe waren eingestürzt.

 

 PositionenP

Rekonstruktion als Verstoß gegen die Grundprinzipien des Denkmalschutzes

In Heft 143 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume, link: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/bmvbs/forschungen/2010/Heft143_DL.pdf?__blob=publicationFile&v=1
f
indet sich eine breite Diskussion zum für und wider der Rekonstruktion verlorener Bauten. Die frühere totale Ablehnung, wie sie aus der Denkmalpflege gegeben ist, vgl. 3.22 "Der Authentizitätsbegriff als zentrale Kategorie der Denkmalpflege und seine Wirkungen", wird aufgegeben. Rekonstruktion kann einen Typ identitätsstiftender moderner Architektur darstellen. Der Bürgerentscheid mit dem die überwältigende Mehrheit der Magdeburger nach ausgiebiger und intensiver Diskussion den Wiederaufbau ablehnten, kann als Beleg dafür gewertet werden, dass der Ulrichskirche diese identitätsstiftende Bedeutung nicht zu kommt. Die Lage ist eben anders als in Dresden, Leipzig, Potsdam oder Frankfurt. Der Kirchentyp ist ähnlich dem der Johanniskirche. Nicht die Ulrichskirche, sondern Magdeburg war die Bastion des Protestantismus gegen die Rekatholisierung. Anders als die Frauenkirche in Dresden ist die Ulrichskirche nach ihrer Zerstörung aus dem Gedächtnis der Magdeburger im wesentlichen verschwunden. Es wurden anders als in Dresden nicht die Steine mit dem Ziel des Wiederaufbaus aufbewahrt. Der offene Platz, eine grüne Oase inmitten der Stadt umgeben von den stolzen Bauten aus der Aufbruchszeit nach dem Krieg ist die Gegenwart. Seine identitätsstiftende Wirkung sollten auch die Rekonstruktionsfreunde endlich verstehen und anerkennen.

Josef Fassl 07.05.2021

 

 

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Über uns

  

Am 24.06.2010 stand im Magdeburger Stadtrat u. a. die Abstimmung über einen Bürgerentscheid zum Aufbau der Kopie der Ulrichskirche auf der Tagesordnung. Es gehört sicher für jede betroffene Stadt zu den schwärzesten Tagen der Nachkriegsgeschichte, dass Kirchen, die im Krieg zwar beschädigt wurden, aber durchaus zu retten gewesen wären, gesprengt wurden. Dennoch konnte sich eine Vielzahl an Magdeburger/innen so gar nicht damit anfreunden, dass ein Bau, der seit über 50 Jahren aus dem Stadtbild verschwunden ist, dessen frühere Umgebung sich inzwischen völlig verändert hat und den die meisten der heute hier lebenden Menschen überhaupt nicht mehr kennen gelernt haben, als Kopie wieder auferstehen soll.  

Bei einem Bauvorhaben, das das Gesicht unserer Stadt für lange Zeit spürbar beeinflussen wird, sollten die Bürger/innen mit einbezogen werden. Viel zu oft schon sind Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen worden, die sie nicht nachvollziehen konnten und zu Resignation und Politikverdrossenheit führten. So fand der Vorschlag des OB Dr. Trümper, zeitgleich mit der Landtagswahl am 20.03.2011 mittels Bürgerentscheid zur Ulrichskirche die Menschen mitreden zu lassen, in der Bevölkerung große Zustimmung. Das Kuratorium Ulrichskirche hätte hierfür noch fast ein Jahr Zeit gehabt, für seine Idee zu werben.

In der Ratssitzung am 24.06.2010 gab es dann eine fast zweistündige Diskussion, an deren Ende dann zwar eine Mehrheit FÜR den Bürgerentscheid stimmte, was aber letztendlich doch an der in diesem Fall erforderlichen 2/3-Mehrheit scheiterte.

Mitglieder und Sympathisanten des Kuratoriums Ulrichskirche versuchen seit 2007 mit Worten wie

„…unattraktive Freifläche, an einer breiten, nach damaligem SU-Vorbild geschaffenen alleeähnlichen Straße, die jegliche Atmosphäre durch ihre Weiten vermissen  lässt…“, (Vst. MD 08.05.2010)  

unsere im Krieg stark beschädigte und von unseren Großeltern wieder aufgebaute Stadt abzuwerten. Ein anderer betitelt Menschen, nur weil sie anderer Meinung sind, als

„provinziell" (Prof. Schönfeld, Vst. 21.04.2010).  

Einen Bürgerentscheid als demokratisches Mittel, die Menschen, die hier leben, entscheiden zu lassen, lehnte das Kuratorium verbissen ab. Noch immer wäre Zeit gewesen, die Bevölkerung umfassend zu informieren, von der eigenen Meinung zu überzeugen. Doch traute man der eigenen Überzeugung nicht? Ist der wahre Grund für die Ablehnung des Bürgerentscheides - wie es ein Stadtrat am 24.06.2010 treffend formulierte - das allen klar ist, wie er ausgehen würde: Die Mehrheit würde sich gegen den Neubau stellen?  

Immer öfter ist zu lesen, die Mehrheit der Magdeburger befürworte den Bau des Kirchenneubaus. Wir konnten das so nicht glauben. Jede/r Einzelne von uns hat aus wirklich sehr vielen Gesprächen mit den Menschen vor Ort einfach andere Erfahrungen. Und wir fragten uns, ob unsere Meinung so weit von der Realität entfernt ist - und natürlich lassen wir uns auch vom Gegenteil überzeugen. Mit dem großen Schritt (der bei einer Hürde von 10 000 zu sammelnden Unterschriften in sechs Wochen nicht leicht gefallen ist), ein Bürgerbegehren zu initiieren, dessen Ziel die Durchführung eines Bürgerentscheids ist, wollten wir Klarheit schaffen - für uns persönlich ebenso wie für Gegner und Befürworter des Projekts. Es betrifft uns – unsere Innenstadt, unser erkämpftes Recht auf Mitsprache, unser Demokratieverständnis - und unsere Steuergelder, denn auch Gelder in Fördertöpfen fallen nicht vom Himmel! Wir sind auch bereit, ein Ergebnis FÜR die Kirche zu akzeptieren, wenn es denn so ausfallen sollte...

Das Bürgerbehren, initiiert von den drei Magdeburgern Bettina Fassl, Torsten Maue und Rolf-Dieter Weske, erhielt schon nach kurz nach Bekanntgabe des Starts vielfältige Unterstützung: Mitglieder vieler Parteien – ob im Stadtrat vertreten oder nicht – haben sich unverzüglich der Initiative angeschlossen, u. a. gleich zu Beginn Frau Carola Schumann (FDP), Stadträte der Fraktion SPD-Tierschutzpartei-future, der Linken, aber auch die Freien Wähler, Piraten... Verschiedene Vereine, Geschäfte, Versicherungsbüros und natürlich auch Privatpersonen, denen das Thema keine Ruhe lässt, haben sich nach dem "Startschuss" Listen besorgt, weiter gestreut und dafür gesorgt, dass das Bürgerbegehren von Anfang die breite Öffentlichkeit erreichte. 

   

 

v. l. n. r.: 1.) Aktion startet vor dem Rathaus, Magdeburg am 16.07.2010, 2.) Übergabe der Unterschriften, Magdeburg am 09.09.2010

 

Fotos: Josef Fassl, Magdeburg

Werdegang beschrieben in der Ausstellung

 

 

 

 

Mit dem gemeinsamen Ziel, die erforderlichen 10 000 gültigen Stimmen wahlberechtigter Magdeburger zu sammeln, fühlten sich die angesprochenen Bürger/innen wieder ernst genommen. Sie sahen, es ist möglich, nicht alle Entscheidungen als gegeben hinzunehmen. In Zeiten allgemeiner Politikverdrossenheit hat der Start eines Bürgerbegehrens wieder Hoffnung auf Mitsprache und Mitgestaltung geweckt. Auf das Ergebnis der Sammlung waren wir alle sehr gespannt. Viele von uns sind geschichtsbewusste und –interessierte Menschen und es tut uns sehr leid, dass die Original-Ulrichskirche nicht gerettet wurde, aber mit Kopien alter Bauten holt man die Vergangenheit nicht zurück.  

Wir haben inzwischen mit über 16 000 Unterschriften das Soll weit übertroffen. Die Unterschriften vieler Menschen aus dem Umland - hier geboren oder anderweitig mit unserer Stadt verbunden - die extra den Weg nach Magdeburg auf sich genommen hatten, mussten wir zurückweisen. Das tat uns sehr leid, aber da wir uns gegen eine Entscheidung des Magdeburger Stadtrats wandten, konnten und durften eben nur wahlberechtigte Magdeburger/innen mit unterzeichnen.  

An unserem Stand in der Innenstadt samstags wurde nicht gefragt: "Wie weit seit Ihr?", sondern: "Wie weit sind wir?" Wie der erkämpfte Bürgerentscheid nun ausgehen mag, steht noch in den Sternen. Was aber schon jetzt gesagt werden kann: Wir sind eine Bilderbuch-Bürgerinitiative: Nicht einige Wenige sagten, was wann zu tun sei, sondern Jede/r fühlte sich für das Ergebnis mit verantwortlich. Dafür vielen Dank an alle fleißigen Helfer!!!! 

Wir haben den Magdeburger/innen eine Brücke gebaut. Darüber gehen muss aber jeder selbst. Und wenn die Bürger/innen sich für den Kirchennachbau entscheiden, dann soll es so sein. Wir werden sehen...

Amtliches Endergebnis des Bürgerentscheids:

 

84.052 JA-Stimmen (GEGEN den Wiederaufbau der Ulrichskirche) = 76,05 %

26.470 NEIN-Stimmen (FÜR den Wiederaufbau der Ulrichskirche) = 23,95 %

 

 

 

Sie hatten die Wahl - und haben mit 76 % GEGEN den Wiederaufbau der Kirchenkopie gestimmt! Vielen Dank an alle,

die sich für unsere gemeinsame Sache eingesetzt und uns zu diesem überwältigenden Ergebnis verholfen haben!

Dank auch an die, die in den Tagen nach dem Bürgerentscheid noch ihre Hilfe angeboten haben für den Fall, dass zu

gegebener Zeit weitere Maßnahmen zu organisieren sind. Diese wertvollen Kontakte bleiben erhalten, denn es

schimmerte ja in den Aussagen einiger Stadträte und KUK-Anhänger durch, nach einem Jahr einfach neuen Anlauf

nehmen zu wollen. Lesen Sie hierzu die...

 

 

25.03.2011: ... Auswertung des Bürgerentscheids vom 20.03.2011

 

 

1. Wahlergebnis

 

Nach Auskunft der Stadtverwaltung haben sich am 20.03.2011 insgesamt 84.052 Bürger/innen (76,05 %) gegen

den Wiederaufbau der Ulrichskirche ausgesprochen. 26.470 Bürger/innen (23,95 %) waren für den Wiederaufbau.

Die hohe Wahlbeteiligung von mehr als 56 % bestätigt das große Interesse an dem Thema. Dies führte sogar dazu,

dass auch die Beteiligung an der gleichzeitig durchgeführten Landtagswahl 5 % höher liegt als im Landesdurchschnitt.

 

 

2. Rechtliche Qualität des Ergebnisses

 

Nicht nur hat die Mehrheit der Magdeburger/innen sich gegen den Wiederaufbau ausgesprochen, sondern mehr

als 25 % der stimmberechtigten Bürger/innen (etwa 50.000) haben die gestellte Frage: „Sind Sie gegen den

Wiederaufbau der Ulrichskirche“ mit Ja beantwortet. Nach § 26 Abs. 4 S. 1 GO LSA hat damit der Bürgerentscheid die

Wirkung eines Beschlusses des Stadtrates. Er kann innerhalb von einem Jahr nur durch einen neuen Bürgerentscheid

abgeändert werden, § 26 Abs. 4 S. 2 GO LSA.

 

 

3. Inhalt des Bürgerentscheids

 

Die Fragestellung ist dem Bürgerbegehren, das über 16 000 Bürger/innen – davon letztlich über 13.000 gültige

Unterschriften - eingereicht haben, entnommen und wird durch die Begründung des Bürgerbegehrens konkretisiert:

 

„Wir, die unterzeichnenden Magdeburger Bürger/innen, beantragen einen Bürgerentscheid zur Ulrichskirche mit der

Frage:

 

 

Sind Sie gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche?

 

Begründung: Am 24.06.2010 wurde mit Beschluss des Stadtrates der Wiederaufbau der Ulrichskirche begrüßt. Wir,

die Unterzeichner, halten Sinn und Zweck des Aufbaus der Kopie einer Kirche für äußerst fragwürdig und lehnen den

Wiederaufbau der Ulrichskirche über unsere Köpfe hinweg ab. Wir Bürger/innen Magdeburgs wollen in einer

Angelegenheit, die die Innenstadt für hunderte von Jahren prägen wird, mitbestimmen. - Wir fordern einen

Bürgerentscheid zur Ulrichskirche!“

 

 

Mit dem Bürgerbegehren wird nicht allein die Grundsatzfrage zum Wiederaufbau gestellt, sondern es wird Bezug

genommen zum Beschluss des Stadtrates vom 24.06.2010 (Antrag A0055/10), der am 30.07.2010 im Amtsblatt

veröffentlicht wurde. Der Bürgerentscheid hebt diesen Stadtratsbeschluss auf. Es handelt sich um einen

kassatorischen Bürgerentscheid. Dies hatte im Übrigen auch zur Konsequenz, dass die Voraussetzung für das

Bürgerbegehren, das Einreichen des Antrages mit über 10.000 Unterschriften innerhalb von sechs Wochen, also

bis zum 10.09.2010, nach § 25 Abs. 2 S. 5 GO LSA vorliegen musste.

 

Somit ist der Stadtratsbeschluss, der im Wortlaut nachfolgend wiedergegeben ist, aufgehoben:

 

„Der Stadtrat hat auf Grund des Antrags A0055/10 beschlossen:

 

1. Die Landeshauptstadt Magdeburg begrüßt das Engagement des Kuratoriums für den ohne öffentliche Mittel,

    d.h. eigenfinanzierten Wiederaufbau der Ulrichskirche am ursprünglichen Standort.

 

2. Die Landeshauptstadt verpflichtet sich, für dieses Vorhaben das entsprechende Grundstück bis zum 31.12.2020

    vorzuhalten und nicht anderweitig zu bebauen.

 

3. Bei Vorliegen eines tragfähigen Finanzierungskonzeptes unter Vorlage insbesondere von Barmittelnachweisen,

    Bürgschaften, Patronatserklärungen u. a. und eines nachhaltigen Nutzungskonzeptes verpflichtet sich die Stadt,

    das notwendige Bauleitplanverfahren im erforderlichen Zeitrahmen einzuleiten. Die zeitgerechte Bereitstellung

    des Grundstückes für den Wiederaufbau nach Vorlage dieser Konzepte wird in Aussicht gestellt.

 

4. Um den Bürgerinnen und Bürgern eine räumliche Vorstellung der Flächeninanspruchnahme der Ulrichskirche auf

    dem Ulrichsplatz zu geben, wird die Möglichkeit einer Abmarkung der äußeren Ecken des Baukörpers für maximal

    sechs Monate eingeräumt. Des Weiteren wird die Bemühung, einen Informationspunkt in unmittelbarer Nähe des

    Standortes aufzustellen begrüßt, soweit er sich in den umgebenden Stadtraum ansprechend einpasst.

 

5. Im weiteren Verfahren soll darüber befunden werden, inwieweit z.B. dem Landesamt für Denkmalpflege und

    Archäologie Sachsen-Anhalts die Möglichkeit eingeräumt werden kann, die noch vorhandenen Fundamente und

    Grüfte des Kirchenbaus freizulegen und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

 

 

4. Unmittelbare Folge des Bürgerentscheids

 

 

4.1 Aufhebung des Stadtratsbeschlusses vom 24.06.2010 und der darauf beruhenden Beschlüsse

 

Der Bürgerentscheid hebt obigen Stadtratsbeschluss vom 24.06.2010 auf. Mit aufgehoben werden auch sämtliche

Stadtratsbeschlüsse, die hierauf beruhen. Im Einzelnen ergeben sich folgende Konsequenzen:

 

  1. Die Landeshauptstadt Magdeburg begrüßt nicht das Engagement des Kuratoriums für den Wiederaufbau der

          Ulrichskirche am ursprünglichen Standort.

 

  1. Die Landeshauptstadt verpflichtet sich nicht, für dieses Vorhaben das entsprechende Grundstück bis zum

          31.12.2020 vorzuhalten.

 

  1. Die zeitgerechte Bereitstellung des Grundstücks wird nicht in Aussicht gestellt.

 

  1. Die Möglichkeit zur Abmarkung der äußeren Ecken des Baukörpers wird nicht eingeräumt. Ebenfalls entfällt

          das Recht, einen Informationspunkt in der Nähe des Standortes aufzustellen. 

 

  1. Im weiteren Verfahren soll auch nicht darüber befunden werden, inwieweit dem Landesamt für Denkmalpflege

          und Archäologie Sachsen-Anhalt die Möglichkeit eingeräumt werden kann, die noch vorhandenen Fundamente

          und Grüfte des Kirchenbaus freizulegen und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

 

4.2 Grundsätzliche Aussage des Bürgerentscheids

 

Die Fragestellung: „Sind Sie gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche?“ geht über den konkreten Stadtratsbeschluss

hinaus. Es wurde generell gefragt, ob die Magdeburger/innen den Wiederaufbau wollen. Die Bürger/innen haben mit

großer Mehrheit erklärt, dass sie gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche sind. Dies bedeutet, dass sämtliche

Hilfestellungen und Unterstützungen des Wiederaufbaus des Kuratoriums einzustellen sind.

 

 

4.3 Umgehungsverbot

 

Der Bürgerentscheid verbietet Stadtratsbeschlüsse oder Aktivitäten der Verwaltung, die möglicherweise unter einem

anderen Namen doch den Wiederaufbau vorbereiten.

 

Es wurde bereits von Wiederaufbaubefürwortern erklärt, man könne ja nun zunächst einmal die Fundamente

untersuchen. Ein solches Ansinnen ist offensichtlich dahingehend ausgerichtet, den Wiederaufbau – ggf. nach einer

Wartezeit von einem Jahr, so lange die Sperrwirkung des Bürgerentscheids gilt – voranzutreiben. Ein solches

Unterfangen widerspricht damit dem Bürgerentscheid.

 

 

5. Häufig gestellte Fragen

 

 

5.1 Muss der Stadtrat den Bürgerentscheid bestätigen?

 

Der Bürgerentscheid hat die Qualität eines Stadtratsbeschlusses und bedarf gerade nicht der Bestätigung durch

den Stadtrat. Der Entscheid hebt einen Stadtratsbeschluss auf. Es wäre widersinnig, dem Stadtrat die Möglichkeit

einzuräumen, über den Bürgerentscheid zu befinden. Der Bürgerentscheid hat eine unmittelbare Wirkung - wie

eine Wahl.

 

 

5.2 Wie lange gilt der Bürgerentscheid?

 

Der Bürgerentscheid kann innerhalb eines Jahres nur durch einen weiteren Bürgerentscheid aufgehoben werden.

Es steht also dem Kuratorium frei, selbst ein Bürgerbegehren zu initiieren. Nach Ablauf der Sperrfrist könnte der

Stadtrat theoretisch wiederum einen Beschluss fassen, in dem er das Engagement für den Wiederaufbau des

Kuratoriums begrüßt. Der Stadtrat würde dann aber wissentlich gegen die überwältigende Mehrheit der

Bürger/innen handeln. Ein solcher Beschluss wäre legal, würde aber gravierend gegen die demokratische

Grundordnung der Bundesrepublik verstoßen. Nach dieser Grundordnung, Art. 20 Abs. 2, geht alle Staatsgewalt

vom Volke aus. Gewählte Organe, die sich gegen den in einem demokratischen Verfahren gebildeten Willen der

Bürger stellen, würden gegen diesen Grundsatz verstoßen.

 

Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Wille der Bürger/innen auch nach einem Jahr nicht geändert hat. Es ist

nicht erkennbar, was innerhalb dieses Jahres eintreten sollte, das zu einer Meinungsänderung führen könnte.

Sämtliche Argumente wurden in einer Intensität, die seinesgleichen sucht, im Wahlkampf ausgetauscht. Eine

große Anzahl der Bürger/innen hat sich auf den jeweiligen Seiten engagiert. In einem Zeitraum von über einem

Jahr wurden fast täglich Leserbriefe zu sämtlichen Themen veröffentlicht. Es gab öffentliche Diskussionen. Es

wurden Experten und Prominente gehört. Das Thema wurde erschöpfend abgearbeitet mit dem Ergebnis, dass

sich über drei Viertel der Bürger/innen gegen den Wiederaufbau entschieden haben. Auch die Qualität und

Intensität der Meinungsfindung ist ein Hindernis für einen gegenteiligen Stadtratsbeschluss. Es ist kaum

anzunehmen, dass einem solchen Stadtratsbeschluss wiederum eine derartige Auseinandersetzung, wie sie bei

dem Bürgerentscheid erfolgte, vorausgeht.

 

 

5.3 Kann das Kuratorium so einfach weitermachen?

 

Das Kuratorium hat zunächst bekundet, den Bürgerentscheid zu respektieren und dann erklärt, weiterzuarbeiten.

Durch den Bürgerentscheid kann einem privaten Verein nicht untersagt werden, seine Tätigkeit aufzugeben. Es ist

jedoch festzustellen, dass das Kuratorium sein Ziel, die Ulrichskirche aufzubauen, nunmehr gegen den in einem

demokratischen Prozess gefassten Willen der Mehrheit der Magdeburger/innen durchsetzen will. In einer

beispiellosen Werbekampagne hat das Kuratorium seinen Standpunkt verdeutlicht und doch nicht nur knapp,

sondern haushoch verloren. Durch dieses Handeln gegen den Bürgerwillen wird den bisher vorgebrachten

Argumenten des Kuratoriums die letzte Glaubwürdigkeit entzogen. Es vertritt nicht mehr ein öffentliches Anliegen,

sondern ein Privatinteresse GEGEN die Öffentlichkeit. Wer eine so genannte Schönheitsoperation durchführen will,

sollte vorher den Patienten fragen. Wenn der Patient der Meinung ist, er bedarf keiner Schönheitsoperation und

der Arzt möchte dies durchsetzen, so kann der Patient wohl zu recht beleidigt sein.

 

 

6. Erste vorläufige Analyse des Wahlergebnisses

 

Nach den von der Stadt Magdeburg veröffentlichten Zahlen zum Abstimmungsverhalten in den Stadtteilen und der

Briefwahl lassen sich erste Schlussfolgerungen ziehen. Der erste Magdeburger Bürgerentscheid dürfte im Übrigen

als einzigartiges Beispiel zum Thema Rekonstruktion und Bürgerwillen geeigneter Stoff für diverse Themen sein.

 

 

6.1 Bisher vorliegende Zahlen

 

Es liegen die Zahlen aus den Wahlbüros der einzelnen Stadtteile vor. 70.259 Bürger haben mit Ja und 21.836 Bürger

mit Nein gestimmt. Das Verhältnis der am 20.03.2011 abgegebenen Stimmen entspricht fast genau dem Verhältnis

der insgesamt abgegebenen Stimmen (76,29 % zu 23,71 %). Zu den in den Wahlbüros abgegebenen Stimmen sind

13.790 Ja-Stimmen und 4.633 Nein-Stimmen, die bei der Briefwahl abgegeben wurden, zu zählen. Auch das Verhältnis

der bei der Briefwahl abgegebenen Stimmen ist logischerweise fast identisch mit dem Verhältnis des

Gesamtergebnisses von 76,05 % zu 23,95 %. Daneben ist auch erkennbar, dass es in den einzelnen Stadtteilen kaum

Abweichungen vom Durchschnittsergebnis gab, vgl. nachfolgende Tabelle (Quelle: Internetseite www.magdeburg.de).

 

 

 

Stadtteil

JA

%

NEIN

%

Alt Olvenstedt

1.536

77,1 %

455

22,9 %

Alte Neustadt

3.008

76,6 %

917

23,4 %

Altstadt

4.284

74,2 %

1.490

25,8 %

Berliner Chaussee

709

76,2 %

222

23,8 %

Beyendorf-Sohlen

446

75,2 %

147

24,8 %

Brückfeld

814

80,9 %

192

19,1 %

Buckau

1.247

74,5 %

426

25,5 %

Cracau

2.564

76,1 %

806

23,9 %

Diesdorf

1.369

78,6 %

372

21,4 %

Fermersleben

821

75,3 %

270

24,7 %

Hopfengarten

1.668

76,2 %

521

23,8 %

Kannenstieg

1.778

75,2 %

585

24,8 %

Leipziger Straße

3.958

75,3 %

1.295

24,7 %

Lemsdorf

659

72,4 %

251

27,6 %

Neu Olvenstedt

2.664

75,7 %

855

24,3 %

Neue Neustadt

3.575

77,2 %

1.054

22,8 %

Neustädter Feld

2.769

77,4 %

809

22,6 %

Neustädter See

3.206

76,5 %

984

23,5 %

Nordwest

1.842

74,0 %

647

26,0 %

Ottersleben

3.818

77,4 %

1.114

22,6 %

Pechau

202

67,8 %

96

32,2 %

Prester

870

78,7 %

235

21,3 %

Randau-Calenberge

195

72,8 %

73

27,2 %

Reform

4.400

76,3 %

1.368

23,7 %

Rothensee

780

72,7 %

293

27,3 %

Salbke

1.212

77,4 %

354

22,6 %

Stadtfeld Ost

8.184

76,9 %

2.462

23,1 %

Stadtfeld West

5.290

77,8 %

1.511

22,2 %

Sudenburg

4.432

75,3 %

1.457

24,7 %

Werder

972

75,4 %

317

24,6 %

Westerhüsen

987

79,3 %

258

20,7 %

 

 

6.2 Vergleich der Stadtteilergebnisse mit politischer Prägung

 

Im Wesentlichen sind keine signifikanten Abweichungen des grundsätzlichen Verhältnisses der Ja- und Nein-Stimmen

in den einzelnen Stadtteilen festzustellen, obwohl teilweise Befürworter des Wiederaufbaus sich örtlich zuordnen

lassen. So trat die CDU-Fraktion unter dem Vorsitz von Herrn Schwenke, der in Ottersleben eine große Zustimmung,

sowohl als Stadtrat, als auch als MdL erhielt, als eindeutiger Befürworter des Wiederaufbaus auf. Dieser Einfluss ist

aber im Wahlergebnis nicht auffindbar. 77,4 % der Ottersleber haben sich gegen den Wiederaufbau ausgesprochen.

 

 

6.3 Einfluss des Wahltermins

 

Die Briefwähler haben grundsätzlich genauso entschieden wie die Wähler in den Wahlbüros. Dies deutet eher darauf

hin, dass der Wahltermin zusammen mit der Landtagswahl keine entscheidende Auswirkung auf das Wahlergebnis hatte.

 

 

6.4 Meinungsbildung

 

 

6.4.1 Umfang und Intensität der Information

 

Der Umstand, dass die Briefwähler, die ihre Stimme vor dem 20.03.2011 abgegeben haben, im gleichen Verhältnis

abgestimmt haben wie die Wähler, die am 20.03.2011 ihre Stimme abgaben, deutet darauf hin, dass die

Überzeugungsbildung jedenfalls nicht entscheidend durch die letzten Aktionen geprägt wurde. Die Briefwähler durften

in der Regel etwa bereits zwei Wochen vorher gewählt haben.

 

In der Schlussphase erfolgte massive Werbung durch die jeweiligen Parteien. Das Kuratorium hat Informationszeitungen

und -broschüren als Briefwurfsendungen vorbereitet. Plakate wurden an Infotafeln veröffentlicht. Halbseitige Anzeigen (Hochzeitsmöglichkeiten, Altstadtgemeinde) wurden in der Woche vor der Abstimmung in der Volksstimme geschaltet.

Eine achtseitige Beilage über die Ulrichskirche erreichte am 05.03.2011 über den Magdeburger Sonntag alle Haushalte.

Am 16.03.2011 wurde in einer Pressekonferenz von der evangelischen Kirche Magdeburg und dem Kuratorium das neue

Buch zur Ulrichskirche von Dr. Köppe vorgestellt. Am 17.03.2011 hielt der Vorsitzende des Kuratoriums einen Vortrag in

der Volkshochschule „Die neue alte Ulrichskirche“. Der Vortrag war der letzte einer Vortragsreihe in der Volkshochschule,

die am 17.02.2011 begann und am 03.03.2011 fortgesetzt wurde. Eine Grillaktion wurde am 19.03.2011 am Ulrichsplatz

veranstaltet. Informationen erfolgten im Infopavillon. Daneben wurde ein Info-Container auf dem Ulrichplatz aufgestellt.

Die Umrisse der Ulrichskirche wurden durch Pflasterung markiert. Zusätzlich wurden Infotafeln an den Ecken der

Ulrichskirche platziert (Infopfad 26.02.2011).

 

Die Wiederaufbaugegner präsentierten Argumente im Infopavillon. Es wurden Flugblätter als Postwurfsendungen verteilt.

 

Parallel wurden fast täglich in der Magdeburger Volksstimme Leserbriefe zu Pro und Contra veröffentlicht. In einer Reihe

„Prominente und ihr Pro und Contra über die Ulrichskirche“ kamen zum Beispiel zu Wort: Alt-OB Willi Polte, Arno

Frommhagen, Uni-Rektor Prof. Pollmann, Jochen P. Heite (Vorsitzender des Verbandes bildender Künstler) u. a.. Die

Argumente von Befürwortern und Gegnern wurden auf einer Doppelseite in der Volksstimme am 18.03.2011

zusammengefasst. Die Argumente der Befürworter fasste der Kuratoriumsvorsitzende Dr. Köppe und die der Gegner

Josef Fassl zusammen.

 

Laufend erfolgten Informationen der Bürger über die Internetseiten der Parteien: www.ulrichskirche.de,

www.buergerentscheid-magdeburg.de, www.buergerentscheid-ulrichskirche.de und www.schumann-magdeburg.de.

 

Nach Eröffnung des Infopavillons am 23.02.2011 wurden Diskussionsrunden jeweils am Samstag von 14.00 bis 16.00 Uhr

für alle Bürger durchgeführt. Infos waren zu finden bei Urbaneit, dem Magdeburger Sonntag, dem Generalanzeiger usw..

Die Stadt berichtete auf ihrer Internetseite www.magdeburg.de. Die einzelnen Parteien informierten jedenfalls über ihre

Internetseiten. Seit 2008 wurde in der örtlichen Zeitung, der Volksstimme, über die Bestrebungen des Kuratoriums sehr

ausführlich berichtet. Leserbriefe hierzu wurden fast täglich veröffentlicht. Ein Diskussionsforum der Volksstimme fand

in der Johanniskirche am 15.11.2010 statt. Nicht alle Interessenten fanden einen Platz, einige Besucher mussten die

Kirche wieder verlassen. Ca. 600 Magdeburger folgten der Diskussion. Eine ausführliche Auswertung fand in den Medien

statt. Beteiligt waren das Kuratorium, die Bürgerinitiative, die evangelische Kirche und die Landeshauptstadt Magdeburg,

diese vertreten durch den Oberbürgermeister, und jeweils einen ehemaligen Beigeordneten. Bereits bei Sammlung der

Unterschriften für das Bürgerbegehren seit August 2010 wurden die Magdeburger/innen verstärkt informiert. Über 16.000 Magdeburger/innen unterschrieben und forderten einen Bürgerentscheid. Daneben unterhielt das Kuratorium einen

Infostand zur Ulrichskirche und warb gegen das Bürgerbegehren. Die Infostände des Kuratoriums wurden auch nach

Abgabe der Unterschriftenlisten am 08.09.2010 weiter unterhalten. Es wurde für den Wiederaufbau geworben. Die

Infostände wurden am Alten Markt, in der Fußgängerzone Goldschmiedebrücke und an anderen belebten Stellen

unterhalten. Die Bürgerinitiative, die das Bürgerbegehren startete, wurde vom Kuratorium von Anfang an als dümmlich,

kulturlos, links-gesteuert und kirchenfeindlich diskreditiert. Das Datum des Bürgerentscheids sollte nach dem Willen des

Kuratoriums vorgezogen werden und nicht mit der Landtagswahl zusammenfallen in der Hoffnung, dass die notwendige

Beteiligung von 25 % nicht erreicht wird.

 

Mit erheblichem Aufwand wurden auf der Internetseite des Kuratoriums großteils aufbaufreundliche Berichte veröffentlicht,

unter dem Anschein einer vollständigen objektiven Berichterstattung. Tatsächlich kam meist nur eine Seite zu Wort. Die

Bürgerinitiative wurde nie direkt gehört. Deutlich wird die einseitige Berichterstattung z. B. bei der Zusammenfassung der

Diskussion in der Johanniskirche. Demagogisch werden die Aufbaugegner kritisiert und herabgewürdigt.

 

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass die Bürger/innen nicht nur ausreichend, sondern bis in Einzelheiten über Pro und

Contra mit einer Intensität und einem Umfang über mehrere Jahre informiert wurden, die kaum zu übertreffen sind.

 

 

6.4.2 Meinungsbildende Faktoren

 

Nicht nur über sämtliche Medien, sondern auch über gesellschaftliche Organisationen wurde massiver Einfluss auf die

Meinungsbildung genommen.

 

 

6.4.2.1 Internet

 

Seit 2008 bestimmte das Kuratorium über das Internet das Meinungsbild. Über die Seite www.ulrichskirche.de wurde

im Sinne des Wiederaufbaus Einfluss genommen. Parallel wurde die Seite www.kuratorium-ulrichskirche.de geschaltet.

Ebenfalls wurden parallel die Seiten www.unsere-herrgotts-kanzlei.de und www.kirchensprenung.de geschaltet. Der

Kreis um das Kuratorium, also Vereinsmitglieder und Sympathisanten, haben auch intensiv Meinungsplattformen wie

Facebook und Twitter besetzt.

 

 

6.4.2.2 Veranstaltungen

 

Das Kuratorium wurde als Verein im Jahr 2007 gegründet und präsentiert sich seitdem regelmäßig bei öffentlichen

Veranstaltungen, wie in Sankt Johannis. Zur Gründungsveranstaltung in Sankt Johannis waren 130 Teilnehmer geladen.

Die Teilnehmerliste mit Persönlichkeiten aus Kirchenkreisen und dem Stadtplanungsamt zeigt die Verankerung in

„wichtigen“ gesellschaftlichen Bereichen. Zu erwähnen ist auch die Präsentation im Rathaus.

 

 

6.4.2.3 Präsentation in den maßgeblichen Zeitungen

 

Die meinungsführende Zeitung, die Magdeburger Volksstimme, stand dem Projekt von Anfang an fördernd gegenüber.

Ungekürzt wurden großflächig die Werbeversprechen des Kuratoriums wiedergegeben. Kritiker, auch Leserbriefschreiber,

hatten es sehr schwer, eine Veröffentlichung zu erreichen. Eine unveränderte Wiedergabe der Meinung war fast nicht

möglich. Auch nach Beginn des Bürgerbegehrens war es ein langwieriger Prozess, als politischer Faktor wahrgenommen

zu werden. Eine offene Berichterstattung auch über das Bürgerbegehren war bei notgedrungener grober Einschätzung

erst seit ca. sechs Monaten, nachdem es sich abzeichnete, dass das Bürgerbegehren Erfolg hat, zu verzeichnen.

Anzeigenblätter wie z.B. das DATES berichteten einseitig zugunsten des Kuratoriums.

 

 

6.4.2.4 Rundfunk/Fernsehen

 

Der MDR berichtete relativ ausführlich über die Wiederaufbaupläne, aber nur am Rande über das Bürgerbegehren. Der

Offene Kanal Magdeburg berichtete eher kuratoriumsfreundlich. Nur der MDF1 verstand das Anliegen der Bürgerinitiative.

 

 

6.4.2.5 Gesellschaftliche Kreise

 

Auf der Internetseite des Kuratoriums findet sich eine Unterstützerliste. Neben Stadträten sind der Fraktionsvorsitzende

der CDU, Wiegbert Schwenke, und der Vorsitzende der Fraktion SPD-Tierschutzpartei-future!, Hans-Dieter Bromberg

sowie der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung Olaf Czogalla zu finden. Befürworter sind u. a. der

Landesminister für Verkehr, Dr. Karl-Heinz Daehre, der Leiter des Institutes für Arbeitswissenschaft, Prof. Dr. Hermann

Kühnle, der ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes, Dr. Peters und der Präsident der Berliner Humboldt-Universität,

Prof. Dr. Olbertz. Einen großen Einfluss nahmen Kirchenvertreter wie der Probst i. R., Dr. Matthias Sens, oder der

Oberkirchenrat Dr. Christian Frühwald.

 

 

6.4.2.6 Kapitaleinsatz

 

Das Kuratorium sammelte bereits Spenden und dürfte einige zehntausende Euro für Werbemaßnahmen zur Verfügung

gehabt haben. Das Bürgerbegehren setzt sich zusammen aus einzelnen engagierten Bürgern verschiedener politischer

und gesellschaftlicher Stellungen. Ein Spendenaufkommen gab es nicht. Projekte wurden nach Absprache finanziert.

 

Zusammenfassen ist festzustellen, dass in sämtlichen meinungsbildenden Bereichen das Kuratorium besser aufgestellt

war. Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist demzufolge umso erstaunlicher.

 

 

6.4.3 Werbekampagne

 

Das Auftreten des Kuratoriums war und ist hoch professionell organisiert. Sämtliche Elemente einer Werbekampagne

sind feststellbar. Auch die Einflussnahme auf die politischen Entscheidungsträger bis hin zum Bundespräsidenten, die

Vernetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Organisationen, die Medienpräsenz und die Spendenaquise unterstreichen

das werbetechnisch sehr gute Auftreten.

 

 

6.4.4 Argumentation

 

Die Argumentation des Kuratoriums versucht schöne Bilder zu erzeugen. In der Geschichte werden die positiven Zeiten

ausgeschmückt (Otto der Große, Otto-von-Guericke, Luther, Unseres Herrgotts Kanzlei etc.) Es wird von der „schönsten

Kirche Magdeburgs“ und der „wiedergewonnenen Silhouette“ gesprochen. Besonders auffallend war die

Zusammenfassung der Pro-Argumente am 18.03.2011 in der Volksstimme. Man könnte sagen, es wird auf die

Gefühlsebene gezielt: Der Bürger sitzt am Ulrichplatz und bewundert die Fassade der Ulrichskirche im Sonnenschein.

Eine konkrete Auseinandersetzung mit den Contra-Argumenten wird vermieden. Die Contra-Argumentation hebt neben

den als bekannt vorausgesetzten Argumenten hervor, dass das Kuratorium nur den Wiederaufbau als Lösung anerkennt

und nicht offen ist für einen Ideenwettbewerb.

 

Das Ergebnis des Bürgerentscheids deutet darauf hin, dass die Argumentation des Kuratoriums gerade emotional keinen

Anklang gefunden hat. Grund mag sein, dass die Ulrichskirche in der Erinnerungskultur der Bürger auch nach der Wende

nicht mehr vorhanden war. Die Situation ist grundlegend anders als im viel zitierten Dresden. Tatsächlich, wie bei

Gesprächen mit den Bürgern beim Sammeln der Unterschriften festgestellt wurde, waren viele verärgert. Sie hatten die

Meinung, dass von einem Ortfremden der Stadt und deren Einwohnern etwas aufgezwungen wird, für das es keine

Verwendung gibt.

 

 

7. Reaktionen auf den Bürgerentscheid

 

Wie bereits beschrieben, ist der Bürgerentscheid eindeutig. Eine große Mehrheit der Magdeburg Bürger/innen (76 %)

lehnen den Wiederaufbau ab. Umso erstaunlicher sind teilweise die Reaktionen. Als das Ergebnis des Bürgerentscheids

feststand, verkündete Vorstandsmitglied Ellen Richter: „Wir machen aber weiter.“. In der Volksstimme vom 21.03.2011

steht hierzu: „Sie meint damit die Suchschachtungen nach den Fundamenten und Gewölben. Das rät auch Hans-Dieter

Bromberg, Chef der SPD-Fraktion. Vielleicht wird dann doch die größere Variante daraus, sagt er.“. Tobias Köppe

bedauert den Ausgang. Die Volksstimme berichtet: „Ans Aufgeben einfach so denkt er lange nicht.“. Der Chef der

CDU-Fraktion, Wiegbert Schwenke hält den Bürgerentscheid für einen bedauerlichen Rückschlag: „Es ist aber bedauerlich,

dass nun vorerst die Chance für den Wiederaufbau ungenutzt bleibt. Wir würden es aber ausdrücklich begrüßen, wenn

das ehrenamtliche Engagement in diesem Sinn fortgeführt wird. Hier stehen wir als Partner gern zur Verfügung.“ (Vst.

vom 22.03.2011). Am 24.03.2011 berichtet die Volksstimme, dass das Kuratorium den Wiederaufbau von seiner

aktuellen Tagesordnung nehme. Den Grundgedanken, die Magdeburger Ulrichskirche wieder aufzubauen, geben die

Vereinsmitglieder aber nicht auf. Vorstandsmitglied Sens erklärt. „Wir werden engagiert dafür arbeiten, dass sich die

Sicht der Magdeburger auf das Projekt in den nächsten Jahren ändert.“. Hauptanliegen sei nunmehr die archäologische

Erschließung von 20 Quadratmetern mit Kosten von maximal 10.000,00 €, die das Kuratorium übernehmen will.

Oberbürgermeister Dr. Trümper stellt demgegenüber klar, dass mit dem Bürgerentscheid auch der Beschluss zum

Ausgrabungsbegehren aufgehoben sei. Auch sei die Genehmigung für eine Suchschachtung zurückgenommen worden.

Außerdem erklärte er, dass Suchschachtungen keinen Sinn haben. Man wisse, was dort zu finden sei. Außerdem meinte

er, die Kosten dafür können in die Millionen gehen. Vorsitzender Köppe betont den Wunsch nach der Ausgrabung und

meint, dies sei ein gemeinsamer Nenner mit den Gegnern. Er sieht sich auch nicht außerhalb der demokratischen

Spielregeln mit dem offiziell geäußerten Vorsatz, die Bürgermeinung „in den nächsten Jahren“ für die eigenen Pläne

zu kippen.

 

Demgegenüber ist in den Reaktionen der Leser deutlich die Enttäuschung über einen solchen Umgang mit dem

Bürgerentscheid zu finden. Ein Leser bringt es auf den Punkt: „Sind wir vor dem Entscheid oder sind wir danach?“.

Er stellt klar, dass die Fragestellung eindeutig war und wundert sich über die Reaktion einiger Stadträte.

 

Festzustellen ist, dass der Bürgerentscheid bei den Befürwortern, eingeschlossen der Stadträte, zu keinerlei Änderung

in der Einstellung geführt hat. Der Bürgerentscheid wird nur als Verzögerung angesehen. In der Zwischenzeit könne

man am Ulrichplatz graben und nach einem Jahr wird man dann gegen den erklärten Willen der Bürger/innen den

Wiederaufbau wieder mit einem Stadtratsbeschluss bestätigen. Falls dies geschieht, wäre dies ein Muster, wie

Demokratie in einer Kommune beschädigt werden kann. Stadträte regieren gegen Bürger, die sich in einem

demokratischen Prozess engagiert für ihre Stadt eingebracht haben!

 

Magdeburg, 25.03.2011

 

 

 

Josef Fassl

Mitinitiator des Bürgerbegehrens „Demokratie wagen – Bürger fragen!“

 

 

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